Rückblick
Acting Shakespeare (Royal Academy of Dramatic Art London)

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Nachdem ich mich mit 2 Shakespeare Monologen (Lady Macbeth, Imogen ), einem Motivations- und Empfehlungsschreiben (natürlich alles auf Englisch) an der Royal Academy of Dramatic Art in London beworben hatte, bekam ich im April die Zusage für den 8-wöchigen Kurs „Acting Shakespeare 2025“. Die Details zur Wohnungssuche etc. erspare ich euch hier jetzt mal.


Am 02. Juni um 09:00 Uhr ging es dann endlich los. Erst mit einer Führung durch die Akademie (in der auch schon Stars wie Alan Rickman, Tom Hiddelston und Cynthia Erivo das Handwerk gelernt haben) und dann kam schon der erste Härtetest. Nach einem kurzen gemeinsamen Aufwärmen hat jede/r Teilnehmer/in seinen/ihren Shakespeare Monolog vor dem gesamten Kollegium und Ensemble präsentiert. Obwohl wir alle ja bereits angenommen waren, fühlte es sich an wie ein Casting und war sehr nervenaufreibend, vor allem da man gleich gemerkt hat, wie hoch das Niveau der Teilnehmer/innen war. Nachdem wir diese Hürde überstanden hatten, mussten wir erstmal im nächstgelegenen Pub feiern und uns alle kennenlernen und beglückwünschen.

Am zweiten Tag starteten wir mit viel Hintergrundinformationen zu Shakespeares Zeiten und einem Überblick über das Königshaus, das ja fast in jedem seiner Stücke eine wichtige Rolle spielt. Am dritten Tag bekamen wir dann eine exklusive Führung von Nick Hutcherson auf den Spuren Shakespeares durch London, die natürlich in Shakespeare’s Globe Theatre endete. Ab da startete der Unterricht nun wirklich und definitiv ohne Verschnaufpausen. Montag bis Freitags Unterricht zwischen 09:30 und ca. 17:00, danach Text lernen, Unterricht vorbereiten und sooft es geht ins Theater gehen. Ich kann die Londoner Theaterszene wirklich nur wärmstens empfehlen, die ganze Atmosphäre ist schon sehr besonders!

6 Wochen lang hatten wir also Unterricht in folgenden Fächern:
Shakespeare Workshop – Nona Shepphard / Nick Hutcherson
Monologues – Bruce Alexander
Scenes – Brigid Panet
Sonnets / Character in Text – Zoe Waites
Voice – Adrienne Thomas / Andrew Cuthbert
Physical Performance – Katya Benjamin
Alexander Technique – Dewi Matthews
Stage Fighting – Bret Yount
Singing – Andrew Charity
Period Dance – Francine Watson Coleman

Zu jedem einzelnen Fach gab es nach diesen 6 Wochen eine Präsentation, also kann man sich gut vorstellen, wie viel Arbeit in diese Zeit reingesteckt werden musste. Manchmal bin ich erstaunt darüber, dass ich es dennoch geschafft habe, in so viele Theaterstücke zu gehen und London zu erkunden.

Nach der großen Präsentation gab es einen Feedbacktag mit Einzelgesprächen mit den jeweiligen Dozenten. An diesem Tag wurde uns außerdem das Skript für unsere Theaterproduktion übergeben. In nur 10 Probentagen würden wir ein komplettes Shakespeare Stück auf die Beine stellen, in meinem Fall war das „The Winter’s Tale“ unter der Regie von Nona Shepphard. Ab diesem Zeitpunkt war an die typischen Touri Aktivitäten nicht mehr zu denken. Wir probten nun auch am Wochenende teilweise bis 22Uhr abends, hauptsächlich auf der Studiobühne der RADA, im „GBS Theatre“. Unterstützt wurden wir dabei von der Kostüm-, Technik- und Stage Management Abteilung, und ich muss sagen, unsere Produktion konnte sich sehen lassen. Trotz des Zeitdrucks war die Inszenierung ausgeklügelt, genau überlegt und professionell produziert. Am 23. und 24. August spielten wir das Stück dann vor anderen Schülern der RADA und am 25. August war unsere große Abschlussaufführung, bei der auch Freunde und Familie anwesend sein durften. Danach wurde gemeinsam angestoßen, kräftig gefeiert und die Zertifikate überreicht. Und dass König Charles III und Cynthia Erivo auf meinem Zeugnis stehen, ist dabei ein ganz besonderer Stolzfaktor.

Alles in allem war es (bisher) wohl der Sommer meines Lebens. Es war enorm viel Arbeit, von Zeit zu Zeit auch sehr stressig und die Kopfschmerzen am Anfang, wenn man sich plötzlich nur noch auf Englisch unterhalten kann, sind auch nicht außer Acht zu lassen. Aber es hat sich sowas von gelohnt und ich bereue nichts. Nicht die komplizierten englischen Zungenbrecher, die Tränen bei Isabella und Claudio in der Gefängnisszene aus Measure for Measure, der Schweiß vom Stage Fight Capulets gegen Montagues oder den historischen Tänzen, die Anspannung beim Thomas Moore Monolog und schon gar nicht mein EXIT PURSUED BY A BEAR.

Mein Lieblingsfact, den ich über Shakespeare gelernt habe, ist ganz klar: Es steht ALLES im Text. Theoretisch braucht man keine Regie, um Shakespeare spielen zu können, alle Informationen zur Geschichte, zu deiner Figur, sie sind alle im Stück, wenn man nur weiß, wonach man suchen muss. Ich könnte hier jetzt 100 Seiten dazu schreiben, aber wer mehr wissen will, kann sich auch gerne einfach direkt bei mir melden 😉

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https://www.rada.ac.uk